Semantic Clouds & Planes

Sprache kann als das einzigartige, wenn auch manchmal unmusikalische Bemühen gelten, sich über die Wirklichkeit mittels verhältnismäßig einfacher Laute und noch einfacherer Zeichen zu verständigen.

Umgekehrt stehen Termclouds in Zeiten des Iconic Turn für den noch schlichteren Versuch, mittels verdichteter semantischer Wolken die allgemeine Bedeutung und den Subtext von Fachbegriffen bildhaft erfahrbar zu machen.

 

Auf den ersten Blick erscheint das so produzierte Bild aufgrund der Unterschiede in Sachverhalten, sprachlichen Traditionen und soziologischen Kontexten als sehr modellhaft wie idealisiert und präsentiert sich auch im Sprachenvergleich alles andere als einheitlich.

Man mag daher einwenden, dass selbst eine Wolke den räumlichen Entwurf eines Themas höherer Komplexität nur unzulänglich abformt (vgl. das Tetraeder unter Teilbereiche) und semantische Ebenen bloß den platonischen Schatten einer Wirklichkeit nachzeichnen, deren laufend sich ändernder Algorithmus immer nur näherungsweise angegeben werden kann.

 

Doch trotz verschiedener, oft nur schwer übertragbarer Sprachtraditionen, wie sie etwa im unterschiedlichen Gebrauch verbaler oder nominaler Phrasierung zum Ausdruck kommen, bleibt es angesichts unserer gemeinsamen indogermanischen Vergangenheit und europäischen Kulturtradition höchst aufschlussreich, die Bedeutungskongruenz von Fachtermini und ihren fremdsprachlichen Entsprechungen zu analysieren und in einem allgemeingültigen Modell zu verorten.

 

Geht es in der Charta von Venedig bei der Konservierung (C) und Restaurierung (R) noch um die Bedeutungen der Indienststellung und des Festigens (idg. *stĕ = fest), dominieren beim Weiterbauen, Umbauen und Anbauen die Aspekte des Erneuerns (E) und des Anfügens (A).

 

Politisch motivierte Bemühungen, gar noch die Sprache des Bauens im Bestand mit Saussure’scher Akkuratesse zu normieren und für den europäischen Binnenmarkt „wettbewerbsfähig“ zu machen (EN 15898, vgl. Teilbereiche), müssen im dargestellten Zusammenhang als vorerst letzter positivistischer Versuch gelten, mit der für Brüssel eigenen Prosaik die über Jahrhunderte gewachsenen Sprachen Europas so ungeniert wie endgültig ihrer poetischen Dimension zu berauben.